In diesem Beitrag erkläre ich Dir, was Du im Referendariat zu welchem Zeitpunkt anziehen kannst – als Frau und als Mann. Wir beginnen mit der Kleidung am ersten Tag des Referendariats, dem Dienstantritt, und gehen auf die Kleidungsfrage bei jeder Station, zu den Klausuren und für die mündliche Prüfung ein.

Die richtige Kleidung im Jura-Referendariat hängt von der Station ab und variiert von Smart Casual bis zum vollen Business Outfit. Am ersten Tag einer Station bist Du im Business Outfit meist auf der sicheren Seite. Auch in der mündlichen Prüfung ist der „Business“ Dresscode zu empfehlen.

Aber schauen wir uns die, meist ungeschriebene, Kleiderordnung zu den verschiedenen Anlässen und Referendariatsstationen im Detail an:

Kleidung am ersten Tag des Rechtsreferendariats (Dienstantritt und Empfang der Aufnahmeurkunde)

In der Regel (bundeslandabhängig) beginnt Dein Referendariat mit einer Einführungsveranstaltung, bei welcher Du eine Aufnahmeurkunde erhältst und jemand vom Oberlandesgericht eine kurze Rede hält.

Teilweise wird im Vorfeld um „angemessene Kleidung“ gebeten. Da jeder sich hierunter etwas anderes vorstellt, weiß eigentlich niemand so richtig, was er anziehen soll. Meistens ist am ersten Tag des Refs dann auch von Jeans und Pulli bis Anzug und Krawatte alles dabei.

Ich selbst habe bei meinem ersten Tag im Referendariat in Hamburg einen Anzug und Krawatte getragen. Damit gehörte ich gemeinsam mit zwei oder drei anderen zu den am besten Angezogenen.

Wenn Du Dich im gehobenen Mittelfeld bewegen möchtest, empfehle ich Business Casual, also als Frau z.B. eine Bluse und eine Buntfaltenhose und als Mann z.B. eine Stoffhose oder eine schwarze Jeans und ein Hemd, vielleicht einen Blazer dazu und Lederschuhe.

Kleidung in der Zivilrechtsstation und anderen Gerichtsstationen

Die Einstellung von Richtern zur Kleiderordnung ist sehr unterschiedlich. Bei normalen Treffen mit Deinem Richter, z.B. um Akten abzuholen oder Deine Urteilsentwürfe zu besprechen, bist Du mit Smart Casual meist richtig beraten, wobei ich eine gepflege Jeans zu Smart Casual hinzuzählen würde. Als Frau wäre eine Bluse kombiniert mit z.B. einer Jeans grundsätzlich passend. Als Mann wären eine Jeans, ein Hemd und ein paar Lederschuhe völlig in Ordnung.

Aaaaber: Es gibt auch Ausnahmerichter, die sehr streng sind und wert auf strikte Business Kleidung ihrer Referendare legen.

Beim ersten Treffen mit Deinem Richter würde ich deshalb sicherheitshalber Business Kleidung tragen, sprich Anzug mit Krawatte als Mann und als Frau Anzug oder Bluse/Blazer/Rock Kombination. Falsch machen kannst Du damit nichts und spätestens für die mündliche Prüfung brauchst Du die entsprechende Kleidung sowieso.

Falls Du Angst hast, overdressed zu sein: Im Referendariat kann es doch theoretisch immer sein, dass Du gerade direkt von Deinem Nebenjob in der Großkanzlei kommst oder anschließend dort hingehst. Von daher ist es nichts Ungewöhnliches, Referendare zu jeder Gelegenheit im Business Outfit zu sehen.

Was Du an Sitzungstagen tragen solltest, unterscheidet sich ebenfalls von Richter zu Richter. Wenn Du die Chance hast, würde ich Deinen Richter offen danach fragen. Wenn nicht, machst Du im Business Outfit an Deinem ersten Sitzungstag nichts falsch.

Kleidung in der Strafrechtsstation

Für die Kleidung in einer Strafrechtsstation bei der Staatsanwaltschaft gilt grundsätzlich das Gleiche wie bei einer Gerichtsstation.

Wenn Du aber bei der Staatsanwaltschaft die Sitzungsvertretung übernimmst, ist in der Regel ein weißes Hemd/Bluse, eine Robe und eine weiße Krawatte auch für Rechtsreferendare Pflicht. Die Robe kannst Du in der Regel von der Staatsanwaltschaft ausleihen. Die Details sind allerdings länderabhängig (vgl. etwa den Amtstrachterlass in Bayern).

Wenn Du Deine Strafstation bei einem Gericht absolvierst, gilt das oben Ausgeführte.

Kleidung in der Verwaltungsstation

In einer Behörde hängt die richtige Kleidung von der konkreten Behörde ab. Meist ist Smart Casual oder Business Casual der richtige Weg. Am ersten Tag würde ich hier jedoch im Business Outfit kommen.

Falls Du Deine Verwaltungsstation im Ausland absolvierst (ob das geht, hängt vom Bundesland ab): In wärmeren Ländern sind häufig auch die in Deutschland grundsätzlich verpönten kurzärmligen Hemden üblich.
Wenn Du Deine Verwaltungsstation bei einem Gericht absolvierst, gilt das oben Ausgeführte.

Kleidung in der Anwaltsstation

Die richtige Kleidung in der Anwaltsstation variiert mittlerweile selbst in den Großkanzleien. Während einige wenige traditionelle deutsche Kanzleien selbst an Tagen ohne Mandantenkontakt noch Wert auf die Krawatte legen, sind in einigen anglo-amerikanischen Großkanzleien Jeans und T-Shirt üblich. Am häufigsten sieht man in großen Kanzleien den Anzug ohne Krawatte, bei Frauen als Alternative auch Kleider in gedeckten Farben.

Am ersten Tag Deiner Referendariatsstation in der Großkanzlei würde ich jedoch in voller Montur aufkreuzen. Die Krawatte kannst Du dann immer noch über Deinen Stuhl hängen. In Wirtschaftskanzleien solltest Du auch zumindest ein volles Business Outfit immer im Büro haben, damit Du es bei spontanem Mandantenkontakt kurzfristig überwerfen kannst.

In kleineren Kanzleien kann Business Casual oder Smart Casual üblich sein, aber auch hier ist es von Kanzlei zu Kanzlei unterschiedlich.

Kleidung in den Examensklausuren

Was Du in den Examensklausuren anziehst, interessiert niemanden außer Dir selbst. Zieh Dich also einfach so an, wie Du Dich wohl fühlst. Manchen gibt eine schicke Kleidung Selbstbewusstsein, aber das macht man wirklich nur für sich selbst.

Kleidung in der Wahlstation im Unternehmen

Wenn Du am Ende Deines Referendariats in der Wahlstation in ein Unternehmen gehst, kommt es darauf an, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist. In Start-up und im Tech-Bereich ist Smart Casual angemessen.

Ich war während meiner Wahlstation bei der Immonet GmbH. Dort trugen selbst die Geschäftsführer Bluejeans, Hemd und Lederschuhe. Da ich den ganzen Tag mit Mitarbeitern aus Vertrieb, Marketing, Produktentwicklung etc. zu tun hatte, die Casual bis Smart Casual getragen haben, hätte ich hier im Anzug nur den Eindruck des spießigen, unnahbaren und überheblichen Juristen erweckt. Ich bin deshalb ebenfalls bei Bluejeans, Hemd und Lederschuhen geblieben.

Wenn Du Deine Wahlstation hingegen in größeren Konzernen in traditionelleren Branchen, z.B. in der Energiewirtschaft oder der Automobilindustrie, absolvierst, gilt grundsätzlich dieselbe Kleiderordnung wie in Großkanzleien.

Kleidung in der mündlichen Prüfung

Die mündliche Prüfung ist der krönende Abschluss Deines Referendariats. Aber nicht nur deshalb solltest Du Dich in voller Business-Montur zeigen. Sie mag zwar formell keine Pflicht sein. Aber bei einigen Prüfern macht das Business Outfit einfach einen besseren Eindruck.

Die allermeisten Prüfer würden sicher sagen, dass die Kleidung auf ihre Bewertung keinen Einfluss hat. Aber kannst Du sicher sein, dass sie es bei dem einen oder anderen nicht unterbewusst doch tut? Ich würde es nicht darauf ankommen lassen.

Artikel verfasst von: 

Lucas Kleinschmitt

Lucas ist Volljurist und Gründer von Juratopia. Nach Studium an der Bucerius Law School und Referendariat in Hamburg hat er einige Jahre als Anwalt in Großkanzleien gearbeitet. Heute ist er Syndikusrechtsanwalt in einem DAX-Konzern.

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