Möchtest Du Dich bei einer oder mehreren Großkanzleien bewerben? Hier erkläre ich Dir, worauf Du dabei achten musst. Du lernst außerdem den Ablauf des Bewerbungsprozesses in verschiedenen Großkanzleien kennen und ich gebe Dir ein konkretes Beispiel einer echten erfolgreichen Bewerbung bei einer Großkanzlei.

Warum ich Dir helfen kann

Ich habe selbst Bewerbungsverfahren bei unzähligen Großkanzleien erfolgreich durchlaufen: Für Stellen als Associate und als wissenschaftlicher Mitarbeiter, für Praktika und für ein Kanzlei-Stipendium habe ich Bewerbungsgespräche mit insgesamt mehr als einem Dutzend Großkanzleien geführt. Ich kenne die Bewerbungsprozesse etlicher Kanzleien also aus eigener Erfahrung.

Als Associate bei Hengeler Mueller und Milbank habe ich darüber hinaus dutzende von Bewerbungen anderer Juristen gesehen und Bewerbungsgespräche von der Arbeitgeberseite aus geführt.

Außerdem habe ich zusammen mit einem renommierten Bewerbungstrainer eine Artikelserie zum erfolgreichen Bewerben für Juristen entwickelt.

In diesem Artikel führe ich Dich durch den gesamten Bewerbungsprozess bei Großkanzleien und geben Dir Tipps für jeden einzelnen Schritt.

Schritt 1: Vorabrecherche

Bevor Du Dich an die Bewerbung machst, musst Du wissen, bei welchen Großkanzleien Du Dich überhaupt bewerben willst.

Dabei gibt es eine Reihe von Fragen zu berücksichtigen:

  • In welchem Rechtsgebiet möchtest Du arbeiten? Wenn Du unsicher bist, hilft Dir vielleicht mein Artikel zum Arbeitsalltag in der Großkanzlei in den Bereichen Litigation und Mergers & Acquisitions.
  • Wie sehr willst Du Gas geben? Ist eher eine Tier 1, Tier 2 oder Tier 3 Großkanzlei das richtige für Dich? Mehr zu den Arbeitszeiten in verschiedenen Großkanzleien und Rechtsgebieten findest Du hier.
  • Welches Gehalt möchtest Du erreichen?
  • Wie wichtig sind Dir die Aufstiegschancen zum Partner?
  • Wie wichtig ist Dir ein häufiger Kontakt zum Partner?
  • In was für einer Unternehmenskultur fühlst Du Dich wohl?

Details zu diesen Überlegungen findest Du in meinem Artikel über Kriterien bei der Kanzleiwahl.

In dieser Recherchephase kann es sich auch lohnen, die Reporter-Technik anzuwenden, um besonders gut passende Positionen zu identifizieren.

Schritt 2: Schriftliche Bewerbung

Wenn Du ein paar Großkanzleien identifiziert hast, bei denen Du Dich bewerben möchtest, wirst Du für jede dieser Kanzleien eine schriftliche Bewerbung vorbereiten.

Bei wie vielen Großkanzleien Du Dich bewerben solltest

Ich empfehle Dir auf jeden Fall, Dich bei mehreren Großkanzleien zu bewerben. Dadurch hast Du die Auswahl und kannst wirklich darauf achten, bei welcher Kanzlei Du nach Ende des Bewerbungsprozesses das beste Gefühl hast.

Wenn Du Dich nur bei zwei Kanzleien bewirbst, wirst du am Ende vielleicht eher auch dann bei einer davon zusagen, wenn Du Dich eigentlich mit keiner 100% wohl fühlst.

Gleichzeitig solltest du aber auch nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgehen und Dich einfach überall bewerben. Dann hast Du keine ausreichende Kapazität für die einzelnen Bewerbungen.

Wie viele Bewerbungen Du schreiben solltest, hängt natürlich auch davon ab, wie hoch Du die Erfolgschancen Deiner einzelnen schriftlichen Bewerbung einschätzt.

Ich würde anstreben, ca. mit drei bis fünf Großkanzleien Bewerbungsgespräche zu führen.

Anschreiben ja oder nein?

Ich würde bei meiner Bewerbung grundsätzlich Anschreiben, Lebenslauf und die relevantesten Zeugnisse beifügen.

Inzwischen gibt es Bewerbungsservices, wo auf das Anschreiben komplett verzichtet wird und nur Dein Standard-Lebenslauf direkt vom Anbieter an die Kanzlei übermittelt wird.

Das spart Dir Zeit. Es eliminiert auch das Risiko, sich durch ein schlechtes Anschreiben zu disqualifizieren. Vor allem aber stellt es sicher, dass Du Dich über die Bewerbungsfunktion des entsprechenden Anbieters bewirbst und die Bewerbung deshalb dem Anbieter zugerechnet wird – mit Dir also Geld verdient werden kann.

Auf der anderen Seite nimmt diese Art der Bewerbung Dir die Chance, Dich mit einem guten Anschreiben abzuheben, Deine Motivation und Deinen Lebenslauf zu erklären und Deinen Lebenslauf auf die jeweilige Stelle maßzuschneidern. Du wirst zur Standardware, die mit Hilfe von Software nach vordefinierten Kriterien (Examensnoten, Promotion, LL.M.?) sortiert und priorisiert werden kann.

Wenn Du Deine Bewerbungen wie oben empfohlen nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilst, würde ich deshalb lieber ein richtig gutes Anschreiben für jede Bewerbung schreiben.

Was Du immer im Hinterkopf behalten musst: Bei Deiner schriftlichen Bewerbung geht es nicht nur darum, ob Du zum Vorstellungsgespräch eingeladen wirst. Es geht auch darum, mit wieviel „Vorschuss“ Du ins Gespräch und später auch in Deinen Job gehst.

Deshalb geht das Argument „Eingeladen werde ich sowieso, auch wenn ich nur meinen Lebenslauf schicke“ am Punkt vorbei. Der Eindruck, den Du bei Deinem Arbeitgeber machst, fängt nicht am ersten Arbeitstag an, sondern mit Eingang Deiner Bewerbung.

Vermeide Standardphrasen – schreibe individuell

Du verschaffst Dir einen Vorsprung, wenn Dein Anschreiben gut und individuell ist. Ich kann Dir aus der Erfahrung mit dutzenden Anschreiben von Bewerbern bei Großkanzleien sagen, dass die meisten an Großkanzleien gerichteten Anschreiben weder gut noch individuell sind. Mit einem vernünftigen Anschreiben kannst Du Dich hier leicht positiv abheben.

Das ist eine tolle Chance – wie gesagt, nicht nur, um zum Gespräch eingeladen zu werden, sondern um einen super ersten Eindruck zu machen! Und Du weißt ja, was man über den ersten Eindruck sagt.

Gerade gestern habe ich in einem Gespräch mit einem Großkanzleipartner gefragt, was ihn bei den bei ihm eingehenden Bewerbungen am meisten stört. Das Gespräch lief etwa so: 

Lucas: Sag mal, ich schreibe gerade einen Artikel zu Großkanzleibewerbungen. Liest Du oft Bewerbungen?

Großkanzleipartner: Dauernd.

Lucas: Was fällt Dir dabei am meisten negativ auf? Was stört Dich an Bewerbungen am meisten?

Großkanzleipartner: Wenn diese Standard-Phrasen verwendet werden.

Lucas: Was sind für Dich typische Standard-Phrasen, die Dir auf die Nerven gehen?

Großkanzleipartner: Naja, sowas wie „Mit Interesse bin ich auf Ihre Stellenausschreibung aufmerksam geworden.“ oder „Ihre Kanzlei ist mir als besonders … irgendwas … aufgefallen.“.

Das war natürlich Wasser auf meine Mühlen. Bewerbungstrainer Sven Emmrich und ich predigen in unserem Artikel zum Anschreiben von Juristen seit Jahren, dass Bewerber Standard-Phrasen im Anschreiben um jeden Preis vermeiden sollten.

Deshalb: Bitte schreibe ein gutes, individuelles Anschreiben ohne Standard-Phrasen. Wie Du das machst, erkläre ich gemeinsam mit Sven im eben verlinkten Artikel.

Damit Du ein ganz konkretes Beispiel hast, wie man es machen könnte, habe ich außerdem eines meiner echten Bewerbungsanschreiben für Dich online gestellt. Das konkrete Anschreiben kommt ohne Standard-Phrasen aus und die Einladung zum Bewerbungsgespräch folgte noch am selben Nachmittag. Du kannst es hier herunterladen: 

Dazu noch ein Tipp: Für Berufsanfänger kann es schwierig sein, zu begründen, warum Du gerade zu einer konkreten Kanzlei möchtest. Aus Sicht eines Berufsanfängers ohne stärkere Spezialisierung (was man als Berufsanfänger ja oft noch nicht hat) sind einige Kanzleien auf dem Papier erst einmal relativ austauschbar und es kommt dann auf die persönliche Note beim Kennenlernen an.

Wenn Dir zur Kanzlei partout nichts Sinnvolles einfällt, erkläre lieber einfach nur, warum Du in den konkreten Rechtsbereich willst und sag nichts weiter zur Kanzlei. Das ist besser als ein nichtssagender Standardsatz wie „Biglaw & Partner ist mir als besonders renommiert im Bereich des Wirtschaftsrechts aufgefallen.“.

Lebenslauf

Für die Bewerbung bei einer Großkanzlei gilt wie auch sonst, dass Dein Lebenslauf nicht länger als zwei Seiten sein sollte. Das Design solltest Du für Großkanzleibewerbungen schlicht halten.

Wenn Du Dich für verschiedene Rechtsgebiete bewirbst, kann Du überlegen, ob Du den Lebenslauf etwas an die jeweilige Bewerbung anpasst. Bewirbst Du Dich z.B. im Bereich Litigation, würde ich ein paar mehr Details zu Deiner Anwaltsstation im Bereich Litigation schreiben. Bewirbst Du Dich im Bereich M&A, schreibst Du vielleicht etwas mehr zu Deiner Wahlstation im Bereich M&A und hältst die Anwaltsstation zur Litigation etwas kürzer.

Weitere Tipps für Deinen Lebenslauf findest du hier. In diesem Zusammenhang können auch Svens und meine Tipps zum Bewerbungsfoto für Dich hilfreich sein.

Außerdem kannst du Dir als Beispiel den Lebenslauf anschauen, den ich mit meiner oben schon verlinkten Bewerbung verschickt habe: 

Bitte beachte aber, dass es nicht den einen perfekten Lebenslauf gibt (genauso wenig wie das eine perfekte Anschreiben). Die Darstellung muss immer zur konkreten Situation passen und vieles ist am Ende auch Geschmackssache. Meine Beispiele deshalb nur als eine Anregung gemeint, wie man es machen könnte.

Zeugnisse

ZeugnisseBei der Frage, welche Zeugnisse Du einer Großkanzleibewerbung beifügen solltest, gibt es keine ganz einheitliche Antwort. Das ist immer ein bisschen situationsabhängig und auch die Vorlieben der verschiedenen Kanzleien, Personaler und Partner sind verschieden.

Immer mitschicken solltest Du Deine Examenszeugnisse und, wenn Du schon Berufserfahrung hast, Deine Arbeitszeugnisse.

Bei den Stationszeugnissen aus dem Referendariat scheiden sich schon die Geister. Manche meinen, als Berufseinsteiger im juristischen Bereich gehören alle Stationszeugnisse in die Bewerbungsmappe. Andere halten Stationszeugnisse für komplett überflüssig.

Als erstes solltest Du immer auf die Website der Kanzlei schauen. Vielleicht schreiben Sie ja, ob Sie Stationszeugnisse haben möchten.

Wenn Du dort nichts findest, würde ich Dir empfehlen, die relevantesten Stationszeugnisse mitschicken. Wenn Du Dich als Berufseinsteiger bei einer Großkanzlei bewirbst und in der Wahl- oder Anwaltsstation deines Referendariats bei einer Großkanzlei warst, würde ich das jeweilige Stationszeugnis zum Beispiel auf jeden Fall beifügen.

Darüber hinaus würde ich, wenn Du Dich in einer Großkanzlei im Zivilrecht bewirbst, auch das Zeugnis der Zivilrechtsstation mitschicken. Das ist aber sicherlich Geschmackssache. Strafrechts- und Verwaltungsstation würde ich mir in der Konstellation auf jeden Fall schenken.

Ich habe damals als Berufseinsteiger alle meine Stationszeugnisse mitgeschickt. Einer meiner Interviewpartner hat sich dann auch prompt (nett) beschwert, dass ich sie so mit Unterlagen zugeschüttet habe. Rückblickend gebe ich ihm Recht und würde das nicht mehr machen.

Wenn Du schon Berufserfahrung hast, würde ich bei den Stationszeugnissen noch weiter reduzieren. Ich habe mit zwei Jahren Berufserfahrung als Associate z.B. nur noch zwei Stationszeugnisse mitgeschickt (Anwaltsstation bei einer Großkanzlei und Wahlstation im Unternehmen), so dass ich insgesamt drei Zeugnisse aus praktischer Tätigkeit beigefügt hatte.

Praktikumszeugnisse würde ich als Berufseinsteiger in der Großkanzlei auf gar keinen Fall mehr mitschicken. Als Referendar schon eher, wenn Du noch keine anderen relevanten Zeugnisse hast.

Das Abiturzeugnis würde ich jedenfalls als Berufsanfänger, Referendar oder Praktikant beifügen, sofern die Kanzlei nicht explizit schreibt, dass sie es nicht braucht.

Wenn Du schon Berufserfahrung hast, ist das Beifügen des Abiturzeugnisses Meinungssache. Ich habe es bei meinen Großkanzleibewerbungen mit Berufserfahrung nicht beigefügt, die Abiturnote aber im Lebenslauf genannt. Von vier Kanzleien hat eine Kanzlei mich um Nachreichung des Zeugnisses gebeten, die drei anderen wollten es nicht haben.

Schritt 3: Vorstellungsgespräch in der Großkanzlei

Wenn Deine schriftliche Bewerbung erfolgreich ist, wirst Du zu einer ersten Vorstellungsrunde eingeladen. Vor Corona fand diese persönlich statt, Telefoninterviews waren bei Großkanzleien nicht üblich.

Seit Corona gibt es häufig Video-Interviews. Die Details hängen von der Kanzlei und der aktuellen Infektionslage ab. Ich schildere hier den Prozess ohne Corona, in der Hoffnung, dass wir bald wieder dorthin zurückkehren.

Bewerbungsgespräch bei einer Bewerbung als Associate

Ablauf

Wie genau die Vorstellungsrunde abläuft, ist von Großkanzlei zu Großkanzlei verschieden. Der nach meiner Erfahrung häufigste Prozess ist, dass Du ein Vorstellungsgespräch mit zwei bis drei Partnern hast und anschließend mit zwei Associates Mittagessen gehst.

Statt des Mittagessens kann es in Einzelfällen auch ein Gespräch mit Associates in den Kanzleiräumen geben, aber eigentlich ist das Mittagessen Standard.  Einmal habe ich das Mittagessen auch an einem separaten Tag gehabt, quasi als zweite Bewerbungsstufe. Da war dann noch ein Counsel dabei gewesen.

Einzelne Großkanzleien halten einen ganzen Bewerbertag ab, wo Du von Büro zu Büro gehst und mit 10 oder mehr Partnern und Associates nacheinander sprichst. Auch hier ist das gemeinsame Mittagessen mit zwei Associates Teil des Programms.

Inhalte der Vorstellungsgespräche

Inhaltlich geht es bei Vorstellungsgesprächen in Großkanzleien um das Kennenlernen.

Ich habe anlässlich verschiedener Gelegenheiten insgesamt Bewerbungsgespräche mit mehr als einem Dutzend Großkanzleien geführt und habe nie auch nur eine einzige fachliche Frage zu hören bekommen (anders als bei Bewerbungen in Start-Ups, wo ich wiederholt fachliche Fragen und Aufgaben lösen sollte).

Du solltest darauf vorbereitet sein, Deinen Lebenslauf zu erklären und warum er Dich gerade zu diesem Rechtsgebiet geführt hat. Außerdem solltest Du eine Antwort auf die Frage parat haben, wie Du auf die konkrete Kanzlei gekommen bist.

Bei dieser Frage schwächeln viele Kandidaten. Zeige den Interviewern hier, dass Du die Kanzlei gründlich recherchiert hast und mehr als ihr Gehalt kennst! Gut ist auch ein Anknüpfungspunkt an ein Event der Kanzlei oder einen Bekannten, der in der Kanzlei gearbeitet und sie empfohlen hat.

Ich würde auch im Vorfeld immer fragen, mit wem Du voraussichtlich sprechen wirst. Dann kannst Du die entsprechenden Personen recherchieren. Ich habe dabei z.B. einmal entdeckt, dass ein Partner in der Vergangenheit ein Unternehmen beraten hat, bei dem ich Referendariatsstation gemacht hatte. Das war ein guter Anknüpfungspunkt im Gespräch, mit dem ich zeigen konnte, dass ich mich vorbereitet hatte.

Natürlich solltest Du auch selbst ein paar Fragen bereit haben. Und wenn Du Gespräche mit mehreren Personen hast, frage einfach dieselben Fragen mehrmals! Erstens wirst Du immer wieder etwas andere, persönlich gefärbte Antworten bekommen und zweitens wirkt es komisch und eher passiv, wenn Du sagst „eigentlich habe ich alles schon andere gefragt.“

Für das Mittagessen mit den Associates habe ich noch einen anderen heißen Tipp für Dich: Frage die Associates, ob ihnen ihre Arbeit Spaß macht. Du wirst Dich wundern, wie unterschiedliche Reaktionen Du bekommst! Das kann viel über die Stimmung in der Kanzlei aussagen.

Wenn sie sagen, dass ihnen ihre Arbeit Spaß macht, frag sie, was ihnen besonders viel Spaß macht. Das ist eine super Möglichkeit, um mehr über die konkrete Arbeit und die Stärken der einzelnen Kanzleien aus Bewerbersicht zu erfahren.

Es ist übrigens nicht so, dass Kandidaten mit zwei Prädikatsexamen die Gespräche schon „automatisch“ bestehen. Ich habe es oft erlebt, dass auf dem Papier sehr starke Kandidaten kein Angebot erhalten haben, weil sie im Gespräch keinen passenden Eindruck gemacht haben. Das kann beidseitig sein und ist nicht zwangsweise eine Frage von gut oder schlecht, sondern manchmal auch einfach des Fits zur Kanzleikultur.

Es gibt aber auch Kandidaten, die sich einfach nicht gut genug vorbereiten und deshalb nicht geschickt rüberkommen. Deshalb empfehle ich Dir unbedingt, auch wenn Du sehr gute Noten hast, Zeit in die Vorbereitung jedes einzelnen Vorstellungsgesprächs zu investieren.

Weitere Tipps für Dein Vorstellungsgespräch mit Großkanzleien findest Du hier bei Juratopia in folgenden Artikeln:

Bewerbungsgespräch bei einer Bewerbung als Referendar, Praktikant oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Wenn Du Dich auf eine Referendariatsstation, ein Praktikum oder eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bewirbst, ist der Bewerbungsprozess eventuell etwas abgespeckter als oben beschrieben. Je nach Kanzlei sprichst Du vielleicht mit zwei Partnern, ohne Mittagessen oder viele Gesprächsrunden.

Ich hatte für eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter auch mal ein Bewerbungsgespräch, das einfach nur aus einem Mittagessen mit dem Partner und zwei seiner Associates bestand. Die Kanzleiräume habe ich dann erst an meinem ersten Arbeitstag kennengelernt (habe vorher auch nicht darum gebeten).

Die Tipps und weiterführenden Links aus dem Abschnitt oben für Bewerbungsgespräche von Associates gelten für Referendare, wissenschaftliche Mitarbeiter und Praktikanten aber entsprechend.

Schritt 4: Zweite Gesprächsrunde

Wenn Du Dich als Associate bewirbst, wirst Du in vielen Kanzleien eine zweite Gesprächsrunde in einem anderen Büro der Kanzlei haben. Diese läuft ähnlich wie die erste Runde ab, manchmal in etwas abgespeckter Form.

Bei Bewerbungen als Referendar, wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Praktikant werden Großkanzleien in der Regel keine solche zweite Runde durchführen, da der Aufwand für Dich und die Kanzleien doch relativ hoch ist.

Ich habe die zweiten Runden immer als relativ entspannt empfunden, weil Du schon mit dem Rückenwind aus der ersten Runde in die Gespräche gehst. Außerdem kennst Du den Prozess und die Kanzlei schon aus der ersten Gesprächsrunde.

Natürlich ist es trotzdem wichtig, Dich gut vorzubereiten und einen guten Eindruck zu hinterlassen, aber den schwierigsten Teil hast Du mit der ersten Runde schon geschafft.

Schritt 5: Gehaltsverhandlung

Der Abschnitt Gehaltsverhandlung lässt sich für Großkanzleibewerbungen kurzhalten: Die Großkanzleien haben feste Gehaltsstaffeln, die sie in der Regel auch veröffentlichen und welche sie strikt einhalten. Deshalb gibt es für Berufseinsteiger im Grunde keinen Verhandlungsspielraum.

Bei einer Einstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter mag es im Einzelnen einen Spielraum bei der Frage gegeben, ob man pro Wochenarbeitstag oder pro Stunde bezahlt wird. Letzteres kann für Dich günstiger sein, wenn Du lange arbeitest.

Als Lateral Hire, also als Bewerber mit Berufserfahrung, kann es manchmal Verhandlungen um die Einstufung geben. Nicht alle Kanzleien möchten Berufserfahrung aus anderen Kanzleien voll auf ihren Track anrechnen, hier sind die Details dann Verhandlungssache.

Schritt 6: Arbeitsvertrag

Wenn Du den Bewerbungsprozess erfolgreich durchlaufen und weiterhin Interesse an der Großkanzlei hast, wird die Kanzlei Dir ein Vertragsangebot zuschicken. Dieses ist in der Regel bis zu einem bestimmten Tag befristet. Die Befristung wird zumeist auch Rücksicht auf Deine weiteren laufenden Bewerbungsverfahren nehmen, es macht also Sinn, über diese mit der Kanzlei offen zu sprechen.

Viel Erfolg bei Deinen Bewerbungen!

Artikel verfasst von: 

Lucas Kleinschmitt

Lucas ist Volljurist und Gründer von Juratopia. Nach Studium an der Bucerius Law School und Referendariat in Hamburg hat er einige Jahre als Anwalt in der Großkanzlei und als Syndikus in einem DAX-Konzern gearbeitet. Heute ist er General Counsel in einem IoT Startup.

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