Dieser Beitrag ist Teil 3 der Artikelserie Als Jurist in den Traumjob.

Heute beschäftigen wir uns mit einem weiteren wichtigen Teil Deiner Bewerbung: dem Foto.

Sven, ich habe als Anwalt manchmal Bewerbungen von Referendaren ohne Foto gesehen. Die allermeisten hatten zwar eines, aber hin- und wieder gab es schon auch mal eine Bewerbung ohne Foto. Was sagst Du dazu?

Sven:
Mich fragen Bewerber auch manchmal: Kann ich das Foto nicht weglassen? Ja, Du kannst es weglassen, aber damit verschenkst Du eine große Chance auf einen perfekten ersten Eindruck.

In Deutschland gibt es diese Regeln nicht, die in anderen Ländern Fotos verbieten. In den USA oder England wird Deine Bewerbung ja direkt gelöscht, wenn Du ein Foto mitschickst. In Deutschland ist das anders. Also schicks mit.

Lucas:
Worauf sollten Juristen bei ihrem Bewerbungsfoto denn achten?

Sven:
Das Foto muss zur Stelle passen. Das ist das Wichtigste. Sieht ein Foto anders aus, wenn Du Dich für eine Position in einer Kanzlei bewirbst als wenn Du Dich in einem Start-Up bewirbst? Wahrscheinlich schon. Dein Foto kann alles Mögliche ausdrücken.

In jedem Fall solltest Du kein Passbild nehmen und kein Bild, was älter als zwei Jahre ist. Bei Bewerbungsfotos gibt es Trends und ältere Fotos wirken oft nicht mehr up to date.

Die 4 wichtigsten Punkte, auf die Du beim Foto achten musst:

Tipp Nr. 1 für ein professionelles Bewerbungsfoto dreht sich um Deine Kinnlinie. Markante Kiefer- und Wangenlinien sind ein Ausdruck hohen Testosterons und werden üblicherweise mit Durchsetzungsstärke und Führungskompetenz assoziiert.

Um eine klare Kinnlinie auf dem Foto zu erreichen, muss die Haut quasi über dem Kieferknochen gespannt sein. Denke an das Gegenteil: Wenn Du Deinen Kopf nach hinten „schiebst“, entsteht ein Doppelkinn oder ein Dreifachkinn.

Wenn Du ihn nach vorne „schiebst“, entsteht die Kinnlinie. Das fühlt sich an, wie ein Flamingo, der den Hals reckt, aber ist auf einem zweidimensionalen Foto von vorne nicht zu sehen.

Ein leichtes Neigen des Kopfes nach vorne und leichtes Senken der vorderen Schulter verstärken diese Wirkung. Speziell, wenn Du Dich auf Fotos immer zu dick findest, ist dieser Tipp absolute Pflicht für Dich.

Lucas:
Ich nehme an, dass dieser Tipp auch für Frauen gilt? Zumindest bei der Stimme gilt ja bei Frauen auch, dass eine tiefe Stimme oft kompetenter und durchsetzungsstark wirkt.

Sven:
Absolut. Der Tipp gilt für beide Geschlechter.

Punkt Nr. 2 für ein professionelles Bewerbungsfoto: 90% der Bewerber sagen: Ich gefalle mir nicht auf Fotos, ich seh da immer so unsicher aus. Dafür gibt es einen einfachen Trick, mit dem Du sofort selbstsicher auf dem Foto aussiehst.

Und zwar dreht sich alles um Deine Augen. Schau so in die Kamera, so als ob Du gerade in die Sonne blickst, so wie ein Cowboy im Western. Nicht zu stark. Ein leichtes Blinzeln reicht.

Übe das vor dem Spiegel und teste es mit Selfies. Reiß die Augen auf, wie ein Reh im Scheinwerferlicht und genau das, was mit dem Reh passiert, wird auch mit Deiner Bewerbung passieren.

Lucas:
Genau diesen Tipp habe ich neulich von einem Freund bekommen. Ich habe es sofort ausprobiert und war verblüfft, welche Wirkung man damit erzielen kann.

Noch ein kleiner ergänzender Tipp: Das Blinzeln sollte vor allem von unten kommen, also ein leichtes Hochziehen der unteren Augenlieder. Aber wie Sven schon sagt, wirklich nur ganz leicht. Wenn Du es übertreibst, siehst Du aus wie ein Serienkiller:

Ich im Urlaub, nachdem ich das erste Mal von diesem Trick gehört hatte – übe also am besten erstmal ein bisschen zu Hause 😉

Sven:
Ja, das ist eindeutig zu viel! Ich glaube, Du siehst den Punkt.

Kommen wir zu Tipp Nr. 3. Er dreht sich um den Mund und die Haare. Sollst Du Zähne zeigen oder den Mund geschlossen halten?

Ein offener Mund passt eher für kommunikativere Positionen im Service und entspannte Branchen. Den Mund geschlossen zu halten und die Haare streng nach hinten zu binden passt eher zur Ellbogenkultur in größeren Unternehmen, für konservativere Branchen und Positionen im juristischen Bereich.

Auch hier kommt es aber auf die Position an: Start-Ups oder Kanzleien, die bewusst einen auf “hipp” machen, wollen vielleicht gerade sehen, dass Du nicht der typische konservative Jurist bist. Dann kann es besser sein, wenn Du durch einen geöffneten Mund ein bisschen dynamischer wirkst.

Tipp Nr. 4 fürs Foto: Kleide Dich für den Job, den Du willst, nicht für den, den Du hast. Ladies: Je dunkler und hochgeschlossener das Outfit, desto maskuliner die Wirkung.

Maskuline Merkmale signalisieren Führungsstärke – auch bei Frauen. Ist das Dein Ziel, kommt vielleicht auch ein Rollkragenpullover in Frage. Ansonsten greife zu heller Bluse und schwarzem Blazer.

Je heller und legerer, desto eher strahlst Du Zuhörereigenschaften aus. Das willst Du als Juristin in den meisten Jobs wahrscheinlich nicht primär ausdrücken.

Auch wenn das eigentlich nicht erwähnt werden muss: „Du bist kein Weihnachtsbaum!“ Puder gegen Glanz ist OK. Deutlich sichtbares Rouge, roter Lippenstift, lange Fingernägel, ablenkende Ketten und mit dem Edding bemalte Augen… ist alles tabu. Dünne Halskettchen und kleine Ohrstecker sind vertretbare Ausnahmen.

Lucas:
Wie sieht es bei uns Männern aus? Was gibt es da zu beachten?

Sven:
Früher galt: Die dunkelste Hemdfarbe ist weiß und die hellste Anzugfarbe ist schwarz. Daran hat sich im juristischen Bereich bis heute nicht viel geändert. Mit dunklem Anzug und hellem Hemd machst Du also nur in den seltensten Fällen was verkehrt.

Ergänze das Outfit zudem um eine Krawatte. Selbst wenn die Branche eigentlich nicht so streng ist, gelten doch für den Bewerbungsprozess inklusive Foto oft strengere Regeln.

Die Regeln sollen es Dir auch leicht machen, stilmäßig nicht ins Klo zu greifen. Weißt Du, was der Unterschied ist zwischen einem alleinstehenden Mann und einem Clown? Der Clown weiß, dass er lustig aussieht.

Bart und Koteletten gehen also nur, wenn sie perfekt gepflegt sind. Wildwuchs oder stoppelige Ziegenbärte werden von den meisten Personalern eher als Negativsignal interpretiert. Wenn Du unsicher bist, ziehe lieber einen professionellen Visagisten oder jemand anderen hinzu, der wirklich was von Stil versteht.

Entscheidend ist am Ende, dass das Foto die Position und ggf. Firmenkultur widerspiegelt. Wie gut Du in die Kultur des Unternehmens passt, ist für viele Entscheider mindestens genauso wichtig wie Deine Kompetenzen.

Lucas:
Vielen Dank! Ich fand das war wieder sehr hilfreich. Beim nächsten Mal behandeln wir die 5 häufigsten Fragen zum Lebenslauf und eine Frage, die keiner stellt, die Du aber unbedingt beachten solltest. Lies hier weiter.

Bis dann!

Lucas & Sven

Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie als Jurist in den Traumjob.

Artikel verfasst von: 

Lucas Kleinschmitt

Lucas ist Volljurist und Gründer von Juratopia. Nach Studium an der Bucerius Law School und Referendariat in Hamburg hat er einige Jahre als Anwalt in Großkanzleien gearbeitet. Heute ist er Syndikusrechtsanwalt in einem DAX-Konzern.

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